Es kursiert derzeit bei vielen Büroinhabern die Meinung, dass Thema BIM benötige noch einige Zeit. Sowohl Auftraggeber als auch Planungspartner seien noch nicht so weit und es lohne nicht den ersten Schritt zu machen.

Die zukünftig zu vereinbarenden „Spielregeln“ müssen erst innerhalb von BIM-Pilotprojekten erarbeitet werden. Ein strategische Ausrichtung des eigenen Büros macht erst Sinn, wenn die Rahmenbedingungen feststehen und der Aufwand dann geringer sei, da ein klares Ziel vorgegeben sein wird.

Sicherlich ist es völlig richtig, dass sich alle Seiten in einem Lernprozess befinden und noch sehr viele Unklarheiten in vielen Bereichen bestehen. Weiter sind einzuhaltende Standards und Richtlinien noch nicht gänzlich klar definiert. Hier wird es sicherlich noch einige Zeit benötigen, bis wir uns in Deutschland auf einer ähnlich klaren Grundlage bewegen wie in einigen Europäischen Nachbarländern, wo sich ein BIM Standard bei der Entwicklung, Planung und Durchführung von Bauprojekten schon viel weiter durchgesetzt hat.

Allerdings gibt es aus unserer Sicht drei extrem wichtige Aspekte, welche es einem Unternehmen/Büro nicht erlauben darauf zu warten, dass die „Anderen“ soweit sind und „BIM“ können.

1. Veränderung braucht Zeit
Bei der Umstellung der Arbeitsweise im Büro ist ausreichend Zeit einzuplanen. Unsere Erfahrung zeigt, dass die benötigte Zeit, die eine solche Umstellung benötigt von vielen Faktoren abhängig ist und somit nicht pauschal beurteilt werden kann. Bei den vielen Büros, die wir in den letzten Jahren in diesem Prozess begleitet haben, lag die benötigte Zeit zwischen 6 und 36 Monaten

2. Büro- und Personalstrukturen müssen sich Schrittweise an die neuen Heraus-forderungen anpassen
Neben der Änderungen innerhalb der Arbeitsweisen der Mitarbeiter z.B. im Umgang mit der CAD Software, deren Zeitaufwand im Punkt 1 berücksichtigt wird, bringt die Umstellung auch Veränderung mit, die sich auf die Personalstruktur auswirken können. Hier wird es zukünftig eine Vielzahl neuer Herausforderungen im Umgang mit IT Themen geben, welche sich sehr eng mit den heute schon vorhandenen Themen verzahnen. Aus unserer heutigen Kenntnis wird es eine neu zu besetzende Rolle geben müssen, welche die Schnittstelle zwischen Konstruktion, Ausschreibung, Projektsteuerung den anderen Planungspartnern und dem Bauherrn darstellt. Im BIM-Sprachgebrauch nennt sich diese Funktion innerhalb des Planungsbüros BIM Koordinator. Diese Funktion kann mit Internen Ressourcen abgedeckt werden, allerdings werden hier z.T. Fähigkeiten benötigt welche die jetzigen Mitarbeiter nicht mitbringen. Somit wird es vermutlich erforderlich sein am Arbeitsmarkt Mitarbeiter entsprechendes Know How zu finden. Die Mitarbeitersuche wird sich Aufgrund der aktuellen Lage am Arbeitsmarkt und des speziellen Profils voraussichtlich nicht kurzfristig erfolgreich abschließen lassen.

3. Ohne BIM Referenzprojekt wird es schwierig (Henne oder Ei?)
Wir sind nun schon häufiger aufgefordert worden Büros bei der Bewerbung um das „erste BIM Projekt“ zu unterstützen. Hierbei fällt auf, das die Auftraggeber in der Regel Referenzen zum Thema BIM einfordern. Hier stellt sich die Frage, wie kommt man zum ersten BIM Projekt? Aus unserer Sicht ist es vor diesem Hintergrund ratsam zeitig ein BIM Projekt „freiwillig“ ohne entsprechende Anforderungen von außen intern umzusetzen. Neben dem Vorteil, das hier ein Projekt mit einem ausreichend geringen Schwierigkeitsgrad ausgewählt werden kann, können auch die restlichen Rahmenbedingungen optimiert werden ohne dass die Anforderungen von externen ungünstig beeinflusst werden. Kurz – es wird nach den „eigenen Spielregeln“ gearbeitet.

Somit wird die Dringlichkeit nicht zu unterschätzen und rechtzeitig die Strategisch richtige und wichtige Entscheidung zu fällen, nicht zu reagieren, wenn das Unternehmen entsprechend aufgefordert wird sondern jetzt schon das erste „freiwillige“ Pilotprojekt zu starten. Warum nicht einfach beim nächsten Projektstart, der dran ist.

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